Vom Überliegen, Einhüllen und Begleiten –
unser Glossar zum Straßenbahnbau
Was ist eigentlich eine Hüllkurve? Und was bitte bedeutet Überliegeposition? Nun, auch der Straßenbahnbau ist eine Wissenschaft für sich – und wie in jedem Fachgebiet, sprechen die beteiligten Fachmenschen ihre ganz eigene Sprache.
Damit Ihnen trotzdem niemand ein »X« für ein »U« vormachen kann, Sie auf Augenhöhe mitreden und sich exakt ausdrücken können, wenn es auf die Details ankommt, tragen wir Ihnen die wichtigsten Begriffe aus der Welt des Straßenbahnbaus, der Verkehrsplanung und dem angrenzenden Drumherum zusammen. Zugegeben, manches klingt so kurios, da mussten wir uns erst mal »eindenken«.
Aufastung
Anstrengend ist das ab und an. Ehrlich, wir müssen manchmal ganz schön asten, um alles sauber und ordentlich zu halten. Weil, wenn keiner guckt, macht ja jede:r, wonach ihr und ihm gerade der Sinn steht! Wildes Draufloswachsen, wohin man schaut. Und wenn wir eines wissen, dann doch, dass Mehrastigkeit in alle Himmelsrichtungen am Ende immer zu Irrungen und Wirrungen führt. Sehen Sie? Nein? Eben. Da sieht man gar nichts. Und das macht es so gefährlich.
Wir also haben es gern übersichtlich. Dazu braucht es Raum und Licht. Und damit das Lichtraumprofil stimmt, muss unten herum eben aufgeräumt werden. Mit dem passenden Besteck, einem Sondierstab, dem Schonhammer und Splintmesser, ist der Erziehungsschnitt auch schnippschnapp schnell und schonend erledigt. Ergebnis: freier Blick und Sicherheit. Na, bitte. Geht doch.
Definition: Entfernung der unteren Äste im Stammbereich; zur Freihaltung des Bereiches über und an einer Straße (Verkehrsraum + Sicherheitsabstand = Lichtraumprofil)
Begegenungsverkehre
Wir sind viel unterwegs. Gleich am Morgen geht es mit den Frühverkehr los. Da legen wir, verschlafen noch, die Wege zur Schule oder zum Start-in-den-Tag-Espresso im Leib- und Seelecafé zurück. Mittags geht es verkehrlich unvermindert weiter, weil die ersten Dienstschluss haben, sie zum Mittagessen verabredet sind oder flux zwischen Termin und Meeting den Wocheneinkauf erledigen. Am Abend dann der berüchtigte Feierabendverkehr, die »Rush-hour«, wie es so schön heißt: Straßen verstopft, Verkehr im Stop-and-Go-Modus, die Feierlaune im Sinkflug.
Zwischen all diesen Verbindungsverkehren, dem An-einander-Vorbeieilen mit Blick auf das Ziel, die Aufgabe oder das Nächste, neben diesen notwendigen Bewegungen von A nach B passieren die kleinen feinen, alles zusammenhaltenden Momente. Der nette Plausch mit der zufällig getroffenen Nachbarin. Die sich kurz kreuzenden Blick und das helfende Aufhalten einer Eingangstür. Das Nebeneinanderstehen an der roten Ampel. Die beobachtete Begebenheit am Bestelltresen und das gemeinsame Lächeln darüber. Die stillen Begegnungen, während wir kreuzen und queren und verkehren: Sie sind es, die den Tag würzen.
Definition: das aneinander Vorbeifahren zweier Verkehrsmittel an schmaler Stelle des Verkehrsweges in entgegengesetzter (Vorbeifahrt) oder gleicher Richtung (Überholen)
Fahrgastunterstand
Wenn alle näher rücken, hat das gleich mehrere Vorteile: Man ist beispielsweise nicht so allein. Statt, dass am Bahnsteig verteilt jede:r für sich herumsteht, wartet man gemeinsam. Steht man dicht beisammen, friert man außerdem nicht so schnell – was zugegeben lediglich an kalten Tagen ein Vorteil ist. Vor allem aber sieht es nach mehr aus, wenn alle zusammenstehen. Ein Fahrgastunterstand ist somit eine Art kaschierendes Bauwerk für niedrigfrequentierte Haltepunkte. Fahrgastüberstände sind hingegen wahrscheinlich weniger hilfreich.
Haltepunkte bieten neben den Informationen zum Fahrplan häufig eine bauliche Möglichkeit, sich als Wartende:r vor Regen oder Schnee zu schützen. Je nach Frequentierung der Haltestelle fallen diese Unterstände kleiner oder größer aus.
Definition: bauliche Anlagen an Verkehrsflächen oder Schienenwegen, die Wartenden die Möglichkeit des Wetterschutzes bieten (Regen, Schnee etc.).
Gehölzreduzierung
Welche Perspektiven eröffnen sich, wenn der Weg frei ist? Hat man sich erst einmal durchs Unterholz geschlagen, gewinnt man beim Heraustreten aufs freie Feld einen guten Überblick. Sind die zu betrachtenden Dinge reduziert, wird die Übersichtlichkeit größer, der Raumbedarf kleiner – und die Konzentration auf das Wesentliche entsteht von ganz allein. Zugegeben, nicht immer ist weniger mehr.
Die Pflanzen auf den an Verkehrswege angrenzenden Flächen werden regelmäßig gepflegt. Dazu gehört ggf. auch die Reduzierung des Gehölzes, also das Beschneiden von Sträuchern oder Bäumen. Ist bei einer Neuplanung oder Sanierung von Verkehrswegen die Nutzung von begrünten Bereichen erforderlich, wird eventuell die vollständige Beseitigung vorhandener Sträucher oder Bäume notwendig. Solche Rodungen oder Fällungen werden zuvor sorgfältig geprüft.
Definition: auch Nutzholzgewinnung, Habitatoptimierung oder Biotopflege; Fällen von Bäumen und Roden kleinerer Gehölze bzw. Sträucher.
Grüngleis
Sobald wir als Kind aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, lernen wir die wichtigsten Farben: Rot heißt »Stehen«, Grün bedeutet »Gehen«. Diese Regel trägt uns durch das gesamte mobile Leben, denn sie gilt für unsere Fortbewegung auf zwei, drei oder vier Rädern ebenso wie das Überbrücken von Distanzen per pedes.
Weil das Ganze so fest verankert und unumstößlich ist, macht es das Leben für alle und allerorten ein ganzes Stückchen unkomplizierter. Zum Beispiel auch für Straßenbahnen. Die meisten fahren über tristes Grau, die Schienen zwischen dem Asphalt kaum auszumachen. Manchmal aber strahlt das Gleis in leuchtend fröhlichem Grün und ist in diesem Farbkleid nahezu unübersehbar. So, als wollte es sagen: »Jawoll! Bahn frei! Das ist dein Platz. Hier darfst du flott und froh durch den Verkehr gleiten.« Für uns Mitfahrende fühlt sich die Reise gleich viel schneller und, ja, irgendwie auch besser, weil nachhaltiger an. Das Grün zwischen den Schienen bringt also nicht nur Fahrvorteile, optischen Genuss und einen Mikrolebensraum zwischen Asphaltflächen, es macht auch noch ein kleines bisschen glücklich. So einfach ist das manchmal.
Definition: Grün- oder Rasengleis; mit Rasen oder anderer Vegetation gefüllter Schienenzwischenraum.
Haltestelle / Haltepunkt
Der Unterschied zwischen Punkt und Stelle? Glas klar: Ein Punkt ist klein und fein und nimmt nicht viel Raum ein. Auf eine Stelle hingegen passt schon ein bisschen mehr drauf. An Ort und Stelle, da geht was. Wobei, auf den Punkt gebracht spart die Sache manchmal wertvolle Zeit. Also, was jetzt: Halten wir auf dem Punkt oder stehen wir auf der Stelle? Das kommt tatsächlich auf den Aufenthaltsort an: Österreich und Schweiz mag es eher großzügig und wartet an der Haltestelle. In Deutschland mag man es kurz und knackig und wartet. Punkt.
Haltestellen an Bus- oder Straßenbahn bzw. Haltepunkte an (Eisen)Bahnstrecken ermöglichen den Ein- und Ausstieg. Manche Haltestellen erkennt man lediglich an einer entsprechenden Hinweistafel am Straßenrand, größere bieten neben Informationen zum Fahrplan einen Fahrgastunterstand, an anderen Stellen wird die Einstiegshöhe durch einen entsprechenden Bussteig ausgeglichen.
Definition: Haltepunkt (dt.) Haltestelle (Österr./Schweiz) Bahnanlage ohne Weichen auf freier Strecke, die das Ein- bzw. Aussteigen in eine Bahn ermöglicht.
Hüll- und Schleppkurve
Was braucht es, um die Kurve zu kriegen? Mit Schwung und fröhlichem Elan, ganz ohne Geschleppe, und Gestöhne? Sicherlich hilft da jeder und jedem etwas anderes, aber ausreichend Raum ist in jedem Fall von Vorteil. Wenn wir uns bestmöglich entfalten können, fällt das Spurhalten leicht, dem Vorwärtskommen steht im Grunde nichts im Wege und wir gleiten wohlig eingehüllt durch die Kurve.
Während die Straßenbahn mit ihren Wagen den notwendigen Raum zum Abbiegen umhüllt (Hüllkurve), schleppen Busse oder Lkws ihre Ladung in der Kurve hinter sich her (Schleppkurve). Beide Vorgänge bedürfen einer Freifläche, die von den Fahrzeugen »überstrichen« werden kann. Da Busse wie Bahnen eine gewisse Länge aufweisen und ihre Bauweise nur wenig Flexibilität in der Veränderung ihrer Form zulassen, nimmt das Abbiegen mehr Platz in Anspruch als bei einem Auto oder Fahrrad.
Definition: Hüll- oder auch Schleppkurve; der von einem (abbiegenden) Fahrzeug genutzte Freibereich; Fläche, die von einem Fahrzeug überstrichen wird.
Lichtsignalanlage
Wir möchten uns an dieser Stelle zu einem Thema äußern, dass gerade oder viel mehr eigentlich immer viel besprochen wird: der Alltagsvorsorge. Zunächst Altbekanntes: Zukunftsfähig und nachhaltig anlegen lässt sich in Form von Gold oder Immobilien, Investment Fonds, Start-ups oder unter dem Kopfkissen (naja, letztgenannte Methode gehört wohl zu den eher wenig empfohlenen). Der Gedanke bei all diesen Anlageformen ist die Bewahrung, noch besser natürlich die Vermehrung des investierten Finanzvolumens. Ziel ist, im Rentenalter oder sogar bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Leben finanziell abgesichert zu sein. So bekannt, so vernünftig. Was wir in der Regel aber vergessen – und diese Anmerkung erscheint nur auf den ersten Blick banal: Geld ist nicht alles im Leben. Sicher, Zahlungsfähigkeit erleichtert den Alltag, um nicht zu sagen: Ohne Moos nix los. Aber was das Leben ganz sicher genauso sehr und regelmäßig braucht, ist Licht. Für Wachstum im Allgemeinen, Blüten im Besonderen und, nicht zu vergessen, zur Entwicklung und dem Erhalt guter Laune. Hier gilt tatsächlich: Je mehr, desto besser. Wenn aber kein Hochsommersonnentag zu haben sein sollte, hilft notfalls auch ein kleines Bündel Sonnenstrahlen oder ein kurzes Aufblitzen im Düsteren. Ein kurzes Signal, das zeigt: Alles ist gut. Wir raten daher neben den gängigen Anlageformen der Altersvorsorge zur Lichtanlage bzw. (für den kleinen Geldbeutel) zu einer Lichtsignalanlage. Damit es immer helle Momente gibt im Leben.
Definition »Lichtsignalanlage« (LSA) auch Lichtzeichenanlage (LZA) oder umgangssprachlich »(Verkehrs-)Ampel«; technische Vorrichtung zur Steuerung des Straßen- und/oder Schienenverkehrs; erstmaliger Einsatz in Bremen (Brill) 1928
Mittelstützung
Der Zweck heiligt die Mittel. Sagt man. Soweit so sprichwörtlich. Jetzt sage aber mal eine:r verlässlich, wo das Heilige anfängt. So ganz genau, absolut unumstößlich und blitzeblank diskussionsfrei. Wir geben mal ein paar Minuten, um diese weitreichend philosophische Frage hin und weg zu wenden - kommt an dieser Stelle, dessen sind wir uns durchaus bewusst, für die meisten in der intellektuellen Tiefe sicher unerwartet. So. Nochmal konzentrieren … und reinvertiefen … Und? Jap, das haben wir uns gedacht. Ist Ansichtssache. Für die einen dies, für die anderen unter bestimmten Voraussetzungen, für die Dritten ganz klar alles und nichts. Worauf wir hinauswollen? Hier raus: Mit den Mitteln verhält es sich - wir lehnen uns mal mutig und überzeugt so weit aus dem Fenster - exakt deckungsgleich. Gut ist, wenn Ziel und Zweck einwandfrei unterstützt werden. Diese Mittelstützung ist das Entscheidende: Ist die Stützung des Zwecks gegeben, ist das Mittel - da hätten wir die gefragte Definition - heilig. So einfach. Wer hätte das gedacht.
Definition: eine (zusätzliche) Abstützung (bspw. Pfeiler) zur Verstärkung der Stabilität eines Überführungsbauwerkes (Brücke)
Pocket Park
Die kleinen feinen Dinge sind es, die manchmal am wertvollsten sind. Glücksbringer, zum Beispiel, haben im Bestfall Hosentaschengröße, damit wir sie stets bei uns tragen können. Wenn es dann eine Prise Glück braucht, lässt sich der Talisman unauffällig zwischen den Fingern reiben und schon fühlen wir uns ein klein wenig besser.
Sinnigerweise passen sich Glücksquellen dem erforderlichen Volumen der Glücksempfänger:innen an. Eine Fußballmannschaft beispielsweise greift schon mal auf einen Ziegenbock zurück; auf den können, wenn notwendig, mehrere gleichzeitig die Hand auflegen. Eine Gemeinde wiederum ist eine relativ große Gruppe von Nutzer:innen. Jetzt könnte man natürlich an alle Gemeindemitglieder etwas Kleines für die Westentasche verteilen, aber dann wäre jede:r für sich - und das ist ja nun schon grundsätzlich nicht die Idee einer Gemeinde. Um sich also kollektiv ein Stück vom Glück zu gönnen, braucht es einen Ort. Wie etwa einen Park. Eine grüne Oase, mitten im städtischen Gewusel, abseits von Konsum, Lärm und Alltag. Ein kleiner versteckter Raum, an dem das Glück wohnt, wo man sich zu ihm gesellen und ausruhen kann. Die Augen geschlossen, tief durchatmend und die Hände in den Hosentaschen.
Definition: Taschen- oder auch Westentaschen-Park (vest-pocket park); zuvor brach liegende Fläche, die gärtnerisch zum Freiraum im städtischen Kontext gestaltet und öffentlich nutzbar gemacht wird.
Schleichverkehr
Er mag die Abgeschiedenheit. Ist gerne für sich und unbeobachtet. Ganz leise, ganz vorsichtig, unbemerkt von allen anderen, still und heimlich huscht er vorbei. Zumindest bemüht er sich um Unauffälligkeit. Geduckt hinter Hecken rollert er vorwärts, verharrt ab und an, hält ein wenig den Atem an. Nicht wegen des Geräuschs, nur wegen der Dramatik. Ist die Luft wieder rein, tastet er sich weiter vor. Vorbei an Vorgärten, staksend auf Abwegen.
Sein Geheimnis ist, Strecken zu nutzen, die sonst keine:r kennt. Verborgene Verbindungen, scheinbare Umwege, die am Ende aber doch und überraschend für Unwissende den Hauptstrom umfahren und schneller zum Ziel führen. Aber Obacht! Das funktioniert natürlich nur, wenn er ganz und gar für sich bleibt. Erspäht man ihn doch, zufällig nur, bekommt eine Ahnung, wo er entlang rollt, dann: Nicht weitersagen! Schleichverkehre sind scheue Wesen und sie bleiben am liebsten für sich. Das geht den Anwohner:innen, an denen sie so vorbeiziehen, vermutlich meist ähnlich; auch sie würden sicherlich lieber in Ruhe gelassen werden – das wiederum interessiert die Schleichenden allerdings weniger ...
Definition: von Hauptverkehrs- auf Nebenstraßen sich ungewollt verlagernder Verkehr; hat meist Störung der verkehrsberuhigten Bereiche zur Folge.
Spontanvegetation
In unserem immerzu der Planbarkeit unterworfenem Alltag gehört Spontaneität eher zur Kategorie »ungezogener Benimm«. Spontan die Richtung wechseln? Führt meist zur Kollision. Spontan in den Urlaub? Wer bitte kann völlig unvorbereitet am Arbeitsplatz fehlen?! Spontan bei jemandem an der Tür klingeln? Ich bitte Sie - undenkbar! Selbst Anrufe werden mittlerweile durch eine vorab geschickte Nachricht angefragt, verabredet und erst getätigt, wenn alle Rahmenbedingungen umfassend geklärt wurden. Nennen wir es beim Namen: Spontaneität bedeutet Kontrollverlust. Unordnung. Chaos. Spontan sein heißt: Da hält sich jemand nicht an ungeschriebene Gesetze und geltende Moral. Bleiben wir doch bitte vernünftig.
Aber – jetzt mal nur rein theoretisch –, wenn man alle Bedenken fahren ließe, wenn man einfach mal so drauflos und ohne viel Geregel und Gerede und Gedenke, einfach mal machte. Dann kommt doch oftmals Überraschendes zustande. Erinnern Sie sich? An diesen beglückenden Genuss, dieses Gefühl des »Losgelöstseins«? Ach …
Meist schnell und allzu oft wird allerdings dieser Verhaltenswildwuchs eingehegt und der »Spontanvegetation« der Garaus gemacht. Womit wieder beruhigende Planbarkeit gewonnen wäre.
Definition: unkontrollierter Wildwuchs, umgangssprachlich »Unkraut«; von selbst wachsendes Stadtgrün; kostenlos, meist standortgerecht
Straßenbäume
Machen wir einen kleinen Abstecher in den Biologieunterricht, 4. Klasse etwa: Thema »Baumarten«. Mit Blick in Wald und Flur lernen wir die grundlegenden zwei Gruppen kennen: Laubbäume und Nadelbäume. Während die einen ihre Blätter im Herbst verlieren, behalten die meisten heimischen Nadelbäume ihr Grün über das ganze Jahr hinweg – mit Ausnahme? Richtig: der Lärche, haben wir uns, na klar, alle gemerkt. Laub und Nadel also. Welche Gruppe im Schulunterricht keine Berücksichtigung findet, obwohl sie zumindest im städtischen Umfeld gar nicht so selten vorkommt, ist jene der Straßenbäume. Diese Spezies zeichnet sich durch vielerlei besondere Merkmale aus. Sie sind oft randständig, überwiegend schlank und platzsparend, selten groß gewachsen, brauchen den Abstand zu ihren Artgenossen oder sind ganz und gar Einzelgänger:innen. Ihr Grün, je nach Umfeld mehr oder weniger ins Grau spielend, werfen die meisten von ihnen zum Herbst hin ab. Aufgrund ihres besonderen Lebensraumes erfahren sie besondere Aufmerksamkeit und Pflege.
Definition: Straßenbaum; steht an innerstädtischen oder außerörtlichen Straßen, zumeist Laubbaum gleicher Art, gepflanzt in regelmäßigen Abständen ein- oder beidseitig der Straße.
Straßenbegleitgrün
Welches Interesse hat das Grün, die Straße zu begleiten? Nun, wahrscheinlich treibt es das Gleiche wie uns alle, wenn wir in Betrachtungen versunken am Straßenwand stehen: die Neugier. Vielleicht guckt es aus technischem Interesse, möchte herausfinden, welche Bedeutung das Thema Mobilität in seinem Leben spielen könnte. Oder überlegt sehnsuchtsvoll, wie es selbst bestmöglich mobil werden könnte. Zum Beispiel mit der Straßenbahn.
Neben den mehr als 1.400 Straßenkilometern in der Stadt Bremen wachsen vielerorts Wiesen, Sträucher und Bäume. Dieses sogenannten »Straßenbegleitgrün« ist nicht nur Heimat von Insekten und Tieren, es sorgt darüber hinaus für bessere Luft – und trägt somit zur Lebensqualität bei. Um jederzeit die Verkehrssicherheit gewährleisten zu können, werden diese Grünbereiche sorgfältig gepflegt. Bäume und Sträucher werden gestutzt und Rasenflächen gemäht, damit Ampeln gut zu sehen sind, Rad- und Fußwege frei zugänglich bleiben und nichts in den Straßenraum hineinwächst.
Definition: auch Verkehrsbegleitgrün; Sammelbegriff für alle zu einem Verkehrsweg gehörenden Grünflächen sowie Gehölzpflanzungen.
Stützweite
Mal sehen: »Stüt-zweite« – also, »Stüt« kommt ja womöglich aus dem Dialekt – einem süddeutschen? Oder irgendwas im sprachlichen Norden? Einerlei, sicher aber eine Konjugation des Verbes „stehen“. So, dann „-zweite“, klar. Die beiden Wortstämme zusammengefügt ergibt glasklar und sofort einleuchtend: die „stehende Zweite“. Etwas meist anschließendes, ergänzend sicherlich, eben »an-zweiter-Position- stehend«, im Allgemeinen weiterführend.
Oder haben wir da den Sprung über die falsche Silbe gemacht? Sind hier „Stütz“ und „-weite“ zusammengerückt? Das ergäbe auch Sinn. Stützenswert ist ja allerlei: ein zartes Pflänzchen, soweit es noch an Format und Klarheit feilt. Radfahranfänger, bis sie die Balance gefunden und selbige eigenständig halten können. Oder bisher oder durch gewisse Umstände nicht-verbundene Enden, die zusammengehören, aber zueinander nicht kommen können oder wollen oder dürfen, aber nicht sollen. Weil die Moral dazwischensteht, Generationen vielleicht, ein tiefes Tal oder reißender Fluss. In solchen Situationen keimt sicherlich der Wunsch nach einer hilfreichen Stütze zur Zusammenführung des Entzweiten.
Ob stehende Zweite oder stützende Weite, an welcher Stelle das kurze Luftholen stattfinden mag, nach „Stüt“ oder „Stütz“, die Botschaft bleibt die gleiche: Steht zusammen, verbindet Unverbundenes und bereitet die Möglichkeit für den Schritt nach vorn. Wie genau, bleibt jedem überlassen.
Definition: jene Fläche, die ein Überführungsbauwerk (Brücke) überspannt, um eine Querung zu ermöglichen
Trogbauwerk
Während uns manche Werke die Möglichkeit des Übergangs eröffnen, tragen uns andere gar nirgendwohin. Was natürlich nicht bedeutet, dass Nutzer:innen falsche Tatsachen vorgespiegelt und sie willentlich betrogen werden. Vielmehr eröffnen manche baulichen Anlagen neue Perspektiven und andere Wege. Nehmen wir zur Verdeutlichung ein kleines Volumen: Ein Trog etwa bietet gegenüber einem Bach etliche Vorteile. Er ist örtlich ungebunden, lässt sich bei Bedarf jederzeit sowie mit diversem Inhalt füllen und ist in seiner Größe variabel. Dieses scheinbar völlig abwegige Beispiel bringt uns ohne Umwege zu deckungsgleichen Anforderungen für Verkehrswege: Manchmal ist druntendurch besser als obendrüber, mal brauchen individuell Reisende ein Durchkommen, mal der Schienenverkehr. Ergänzend zum Überführungsbauwerk ist das Trogbauwerk somit eine gebaute Alternative mit Tiefgang zur Eröffnung neuer Perspektiven.
Definition: Ingenieurbauwerk im Verkehrswegebau; mit seitlichen Stützwänden und geschlossener Sohle, meist als Rampe für Verkehrsweg errichtet (z.B. Tunneleinfahrt oder Unterführung)
Überliegeposition
Ist überliegen eigentlich etwas Gutes? Nun, das Zu-lange-auf-der-faulen-Haut-Herumliegen führt ja meist zu eher knurriger Gemütsverstimmung. Beim Überliegen hingegen wird schnell deutlich: Es braucht immer zwei zum Liegen. Liegt nämlich eine:r über, braucht es mindestens noch jemanden zum drunterliegen. So ist man nie allein – ob oben oder unten, rechts oder links, in voller Fahrt oder geduldig wartend. Und am Ende ist davon auszugehen, dass die eine wie der andere erwartungsvoll aktiv herumliegt – und irgendwann geht’s in jedem Fall weiter.
Um nicht auf der gesamten Fahrstrecke des Schienenverkehrs zwei parallelverlaufende Gleise bereithalten zu müssen, werden stattdessen an verschiedenen Stellen Ausweichmöglichkeiten geschaffen. Eingleisige Strecken erhalten also ein kurzes Parallelgleis, über welches ein Aneinandervorbeifahren möglich ist. Lässt eine Bahn eine zweite vorbei, hält sie also auf dem Parallelgleis, spricht man von einer »Überliegeposition«.
Definition: eine auf einem Parallelgleis stehende Bahn überholende Straßenbahn.
Überführungsbauwerk
Klar überführt? Meint »erwischt« – oder hat hier einfach wer mächtig über die Strenge geschlagen und den Bogen ordentlich überspannt? Manche überführen ja quasi von Berufswegen und das machen sie richtig gut. Da traut man sich dann auf Wege, die man alleine womöglich nie eingeschlagen hätte. Und wer weiß, am Ende findet man noch einen Topf mit Gold. »Über sieben Brücken musst du gehen …«. Da wird das Überführen schnell zur Verführung.
Bei der Planung von Wegkreuzungen bieten sich meist zwei Möglichkeiten: Die Weiterführung der Strecke über ein Hindernis oder das Verlegen einer Strecke unter den zu querenden Bereich. Brücken leiten den Verkehr über etwas anderes hinweg, man spricht daher von einem »Überführungsbauwerk«.
Definition: auch Überwerfungs- oder Kreuzungsbauwerk; Brücke.
Vollbeschrankung
Sprechen wir es offen an: Manche sind komplett oder gar absolut beschrankt. Was nicht bedeutet, dass sie völlig unzugänglich sind. Nichtsdestotrotz herrscht an anderen Stellen mehr Raum. Da finden sich die halb- oder teilbeschrankten. Und wenn es richtig gut läuft, sind sie völlig unbeschrankt. Das allerdings erfordert eine erhöhte Aufmerksamkeit, denn man weiß nie, ob vielleicht was kommt. Das ist bei den beschrankten natürlich einfacher, da weiß man gleich, woran man ist. Sie sagen: Obacht! Jetzt kommt was. Zum Beispiel die Linie 1.
Insbesondere an Verkehrspunkten mit großem Verkehrsaufkommen oder an schwer einsehbaren Stellen werden den Straßenbereich kreuzende Bahngleise mithilfe einer Schrankenanlage gesichert. Sperren die Schranken auf beiden Seiten den vollständigen Bereich zu den Bahngleisen, spricht man von einer »Vollbeschrankung«.
Definition: Bahnübergang mit beidseitigen Schranken.