Linie 1

Entlang der Strecke – Folge 7

Publiziert am: 29. April 2025
Eine Illustration zeigt ein älteres Paar. Die Frau telefoniert, der Mann schreibt Notizen nieder.

Bahn statt Bus – wieso denn bloß?

Das Telefon klingelt. Natürlich erkenne ich schon am Klingeln, wer dran ist: meine Eltern. Und ich weiß auch schon, wie der erste Satz lauten wird: „Hallo Tochter. Du weißt ja, dass sich deine Mutter wahnsinnig darauf freut, mit der Linie 1 direkt in die Innenstadt fahren zu können. Damit sie nicht ungeduldig wird, fahren wir bis dahin den Streckenverlauf mit dem Rad ab.” Meine Mutter ruft aus dem Hintergrund: „Heute sind wir auch wieder ein Stück gefahren.“ Mein Vater seufzt: „…aber so richtig weit sind wir nicht gekommen. Du kennst ja deine Mutter: Sie trifft immer jemanden, mit dem sie reden kann. Diesmal …

… wollten wir ins Roland-Center. Und, ehrlich gesagt, sind wir diesmal ziemlich weit gekommen. Immerhin bis zur Kreuzung Willakedamm / Kirchhuchtinger Landstraße. Es ist ja ganz schön was passiert auf der alten Eisenbahnstrecke und im Willakedamm. So langsam kann man sich vorstellen, wie es sein wird, wenn die Bahn fährt. Aber das weißt du ja alles. Wir stehen also an der Ampel und wollen auf die andere Seite …“ Als mein Vater Luft holt, um weiterzusprechen, nutzt meine Mutter die Gesprächslücke: „Das kann sie sich doch denken, dass wir auf die andere Seite wollten; du hast ja gesagt, dass wir auf dem Weg ins Roland-Center waren.“ „Damit wollte ich erreichen“, entgegnet mein Vater, „dass unsere Tochter sich besser vorstellen kann, wo genau wir gestanden haben, als du mit der Frau ins Gespräch gekommen bist.“ Kurzes Geraschel, dann die Stimme meiner Mutter: „Hallo Tochter. Dein Vater erzählt so umständlich und die Kartoffeln sind gleich gar. Ich mache es kurz. Wir stehen da also an der Ampel und die Frau neben uns fragt, warum eigentlich die Kirchhuchtinger Landstraße gesperrt ist.“ „Wasser auf die Mühlen deiner Mutter“, ruft mein Vater aus dem Hintergrund. Meine Mutter ignoriert den Zwischenruf und erzählt weiter: „Ich habe ihr erklärt, dass die Straße für die Verlegung der Schienen zwischen Roland-Center und Willakedamm vorbereitet wird und deswegen gesperrt ist. Ist doch richtig, oder? Na, jedenfalls war sie der Ansicht, dass die Straßenbahn Unsinn ist, weil wir doch schließlich die Busse in Huchting hätten. Das wäre völlig ausreichend. Ich habe ihr dann erzählt, dass ich mich darauf freue, ohne umzusteigen in die Innenstadt fahren zu können, dass die Bahn – im Gegensatz zu den Bussen – nicht im Stau steht und mir in meinem Alter der barrierearme Einstieg in die Bahn auch leichter fällt, als in den Bus zu klettern. Am Schluss hat sie sich für das nette Gespräch bedankt und gesagt, dass sie sich wohl doch mal schlau machen sollte, was es mit der Straßenbahn in Huchting auf sich hat. Ich habe ihr dann eure Website zur 1 und 8 empfohlen – schließlich gibt es bald nicht nur die Straßenbahn in Huchting. So, dass muss für heute reichen, das Mittagessen wartet.“

„Wir rufen wieder an. Mach’s gut.“