
Eine Busfahrt, die ist …
Das Telefon klingelt. Natürlich erkenne ich schon am Klingeln, wer dran ist: meine Eltern. Und ich weiß auch schon, wie der erste Satz lauten wird: „Hallo Tochter. Du weißt ja, dass sich deine Mutter wahnsinnig darauf freut, mit der Linie 1 direkt in die Innenstadt fahren zu können. Damit sie nicht ungeduldig wird, fahren wir bis dahin den Streckenverlauf mit dem Rad ab … Aber so war es heute gar nicht! Wir waren nämlich mit dem Bus unterwegs. Deine Mutter hat trotzdem jemanden zum Reden gefunden. Diesmal …
… waren wir auf dem Weg zum Arzt und sind im Bus mit der neuen Praxismitarbeiterin von unserer Hausärztin ins Gespräch gekommen.“ Seine Stimme wird deutlich leiser bevor er weiterspricht. „Streng genommen sind wir nicht ins Gespräch gekommen, sondern deine Mutter hat sie direkt angesprochen.“ Dann spricht er mit normaler Lautstärke weiter. „Sie überlegt, ihr Auto abzuschaffen, aus Kosten- und Umweltgründen, ist sich – besser gesagt: war sich aber nicht sicher, ob das eine gute Entscheidung ist.“ „Natürlich ist das eine gute Entscheidung, das habe ich ihr gesagt“, höre ich meine Mutter im Hintergrund und dann hat sie auch schon den Telefonhörer übernommen. „So eine nette junge Frau! Sie wohnt derzeit noch kurz hinter dem Bremer Hauptbahnhof, will aber mit ihrer Freundin nach Stuhr ziehen. Wenn das Umsteigen am Roland-Center nicht wäre, meinte sie, würde sie öfter mit der Bahn fahren. Aber mit dem Umzug nach Stuhr würde sie das Auto auf jeden Fall brauchen.“ „Das war ja was für deine Mutter“, höre ich meinen Vater, „gleich zwei Bahnlinien, mit denen sie argumentieren kann.“ „Warum auch nicht?“, kommt es leicht schnippisch von meiner Mutter. „Sie war ganz begeistert, als ich ihr erzählt habe, dass sie am Roland-Center bald nicht mehr umsteigen muss und demnächst also aus Stuhr ganz bequem und ohne Unterbrechung mit der Linie 8 zur Arbeit fahren kann. Ich bin sicher, dass sie ihr Auto dann abschaffen und auf die Bahn umsteigen wird.“ „Und wie ich dich kenne“, sagt mein Vater, „wirst du sie ab sofort bei jedem Arztbesuch fragen, ob sie schon vom Auto auf die Bahn umgestiegen ist.“ „Vielleicht nicht jedes Mal“, entgegnet meine Mutter, „aber ab und zu schon. Das war meine gute Tat für heute. Das reicht auch, jetzt will ich noch eben in den Garten und den Giersch zumindest aus dem Kräuterbeet entfernen.
Wir rufen wieder an. Mach’s gut.“