Linie 1
Publiziert am: 1. Juni 2022

Durchschneiden, zur Seite schieben,
Gleise rein, fertig – Wie kompliziert
ist der Leitungsbau?

Im Grunde ist das mit dem Bau der Straßenbahn ganz einfach: Man stelle sich die Straße als eine Art Kastenbrot vor, schneide dieses exakt in der Mitte einmal längs durch, schiebe die beiden Hälften auseinander und setze in die entstandene Lücke die Gleisanlage – fertig. Und so einfach. Gäbe es da nicht die vielen verschiedenen Versorgungsleitungen für Strom, Gas, Wasser, Wärme, Telekommunikation und Co. Jene Leitungen, die uns mit allem Wichtigen im Haus versorgen, verlaufen neben der Fahrbahn sowie unter den sogenannten Nebenanlagen, also den Radwegen, Bürgersteigen und Grünstreifen. Rückt die Straße also näher an den Rand, weil die Gleisanlage in der Mitte Platz finden soll, weichen folglich Rad- und Fußweg ebenfalls aus. Im Prinzip ist das an der Oberfläche betrachtet einerlei, organisatorisch leider nicht. Denn sollte beispielsweise wegen eines Rohrbruchs oder einem defekten Fernmeldekabel der Zugriff auf die Versorgungsleitungen notwendig werden, müsste bei einem Verbleib der Leitungen am aktuellen Ort die dann darüber verlaufende Fahrbahn gesperrt und der komplette Verkehr umgeleitet werden. Unter den Schienen lägen die Leitungen noch ungünstiger, weil ein Umleiten nicht möglich ist: Bei notwendigen Arbeiten stünde der Schienenverkehr still. Bevor also mit der Erstellung der Gleisanlagen begonnen werden kann, müssen die Versorgungsleitungen nicht nur verlegt, sondern Strom, Gas, Wasser, Wärme und Telekommunikation auch umgestellt und wieder funktionsfähig sein – denn wer wohnt schon gerne über Wochen ohne Licht und Internet. 

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Eine Illustration zeigt eine Straßenbaustelle, bei der verschiedene Leitungen unter der Straße zu sehen sind.